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Frauenstreik «Wir protestieren in Liegestühlen für unser Anliegen»

Ein gutes Dutzend Bäuerinnen aus dem Baselbiet haben sich zusammengetan, um sich am Freitag für bessere Bedingungen einzusetzen. Sie nehmen am Frauenstreik teil.

Marianne Lerch, Nadia Graber, Evelyne Gasser

Bäuerinnen

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Marianne Lerch ist gelernte Landwirtin und arbeitet seit 1984 auf dem Beruf. Sie ist in Oberdorf auf dem Hof Baselmatt tätig.

Nadia Graber ist gelernte Pflegefachfrau. Seit 10 Jahren führt sie mit ihrem Mann den Hof Obere Wanne in Liestal.

Evelyne Gasser ist ebenfalls gelernte Pflegefachfrau und seit 6 Jahren auf dem Goldbrunnenhof in Liestal.

Regionaljournal Basel: Wie sieht ihr Freitag aus?

Nadia Graber: Am Morgen werde ich wohl noch auf dem Bauernhof arbeiten. Später kommt eine Journalistin, die uns den ganzen Tag begleitet. Mit ihr gehe ich dann ins Liestaler Stedtli. Am Nachmittag sitzen wird dann dort gemeinsam als Gruppe in unseren Liegestühlen, um zu protestieren. Endlich kommen sie einmal zum Einsatz, sonst kommen wir nie dazu.

Was sind die Forderungen der Bäuerinnen?

Nadia Graber: Eine Forderung dreht sich um das Thema Sozialversicherung und Lohn. In der Schweiz sind rund 70% der Bäuerinnen, die auf den Höfen arbeiten, nicht angestellt, das heisst sie arbeiten, aber beziehen keinen Lohn und sind daher nicht sozialversichert. Dafür soll man eine Lösung finden.

Welches könnten Lösungen sein?

Evelyne Gasser: Seit einem Jahr kann ich mir einen Lohn zahlen. Vorher war dies fünf Jahre lang nicht möglich.

Wieso ging das davor nicht?

Evelyne Gasser: Es war finanziell nicht möglich. Mein Mann und ich mussten den Hof zuerst aufbauen. Wir haben meinen Schwiegereltern einen Lohn ausbezahlt und dann war schlichtweg zu wenig Geld vorhanden, um auch noch mich zu entlöhnen.

Evelyne Gasser, sie sind im Vorstand des Bäuerinnen- und Landfrauenverein beider Basel. Wie steht der Verein zum Streik?

Evelyne Gasser: Der Verein unterstützt den Streik, aber vom Verein aus wird nichts organisiert. Die Meinungen der Vereinsmitglieder gehen stark auseinander.

Was erwarten sie vom kommenden Freitag?

Marianne Lerch: Ich erwarte sehr viel Solidarität unter den Frauen und dass man durch diesen Tag viele Dinge erreicht. 1991 beim ersten Frauenstreik war das so und ich hoffe, dass wir auch heute für die nächsten Generationen etwas erreichen können.

Sind sie nicht etwas enttäuscht, dass sie nur ein gutes Dutzend sind, die sich an ihrer Aktion beteiligen?

Nadia Graber: Auch wenn wir jetzt nur zwölf Bäuerinnen sind, die sich direkt beteiligen, bin ich überzeugt, dass das, was wir auslösen viel grösser sein wird.

Das Gespräch führte Dieter Kohler.

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